Sperrmüllabfuhr
Sperrmüll
Logistikunternehmen brauchen Platz für ihre Arbeit, Anwohnende hingegen bessere Luft und die Umwelt am besten unversiegelte Böden. Wie können die unterschiedlichen Interessen der Logistikbranche als drittgrößter Wirtschaftszweig Deutschlands mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang gebracht werden? Dafür erarbeiten und erproben acht Partnerorganisationen im Landkreis Osnabrück, der Stadt Osnabrück und dem Kreis Steinfurt seit Februar 2020 Lösungen – gemeinsam mit Kommunen und Unternehmen.
„Die Logistik ist wie das Blut in den Adern unserer Wirtschaft. Sie ist für uns als Region unerlässlich“, sagt Professor Dr. Martin Franz von der Universität Osnabrück und Verbundkoordinator des Projekts „Ressourcenschutz durch Logistik Plus – Logist.Plus“. Kein Wunder, denn in Deutschland ist Logistik die drittgrößte Branche nach der Automobilindustrie und dem Handel. Um handlungsfähig zu bleiben, brauchen Logistikunternehmen aber vor allem eins: Flächen für Lagerhallen und Fahrzeuge.
Für Umwelt und Menschen wird der Flächenbedarf der Logistik aber immer mehr zum Problem. Denn versiegelte Böden können beispielsweise weniger Wasser speichern, weniger Schadstoffe filtern und entfallen als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und letztendlich den Menschen. Sowohl auf Bundes- als auch auf EU-Ebene gibt es deshalb immer mehr gesetzliche Vorgaben zum Bodenschutz – wie die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes und das geplante EU-Bodengesundheitsgesetz. Es ist klar: Logistikunternehmen müssen umdenken und den Bodenschutz stärker berücksichtigen.
Aber wie kann eine solche nachhaltigere Logistik aussehen? Acht Partnerinstitutionen aus Wissenschaft, regionalen Akteur*innen und Kommunen – Universität und Hochschule Osnabrück, Bodenbündnis - ELSA e.V., Kompetenznetz Individuallogistik (KNI) e.V., und der Wissenschaftsladen (WILA) Bonn e.V. – haben dies in den letzten drei Jahren für die Stadt und den Landkreis Osnabrück und den Landkreis Steinfurt analysiert und gemeinsam mit ansässigen Unternehmen Lösungen entwickelt. Die Ergebnisse dieses Prozesses zeigen: Obwohl mehr als 80 Prozent der Flächen an den Logistikstandorten versiegelt sind, gibt es enormes Potenzial im Bereich des Boden-, Grundwasser- und Klimaschutzes.
Zu den Ideen der Projektbeteiligten zählen: die Aufwertung von Flächen durch Blühstreifen, Dach- und Fassadebegrünung sowie die Verwendung versickerungsoffener Straßenbeläge. Ebenfalls wird empfohlen, Brachflächen wieder in Nutzung zu nehmen, anstatt neue Gebiete auszuweisen und zu versiegeln.
Vorrangig sollten bei der Inanspruchnahme von Flächen die schutzwürdigen Böden nicht überbaut werden. Wenn neue Standorte für Logistik ausgewiesen werden müssen, dann nur mit einer bodenkundlichen Baubegleitung (BBB). Das dazugehörige Bodenschutzkonzept kann schon im Planungsprozess dafür sorgen, dass schonend mit den Böden umgegangen wird. Dadurch werden so wenige fruchtbare oder anderweitig schützenswerte Böden wie möglich versiegelt.
Um die Flächeninanspruchnahme zu reduzieren, wünschen sich Unternehmen und Kommunen im Projektgebiet mehr Austausch miteinander als auch überregional. Ein Vorschlag sieht vor, dass sich Kommunalverwaltungen und Wirtschaftsförderungen bei der kooperativen, nachhaltigen Flächennutzung in der Moderation einbringen und mit der Bereitstellung von Beratungs- und Förderangeboten unterstützen. In der Praxisphase werden nun zuvor entwickelte Ansätze für einen vernetzten Dialog erprobt.
Seit Februar setzt das Projekt die entwickelten Ansätze nun im Rahmen einer zweiten Projektphase um. Planspiele mit kommunalen Partnern und Unternehmen bieten hierbei einen praxisnahen Rahmen für Diskussionen von Hemmnissen und die Erprobung der gewonnenen Erkenntnisse. Darüber hinaus wird ein Beratungsleitfaden für Unternehmen entwickelt, mit dessen Hilfe Unternehmen erste Handlungspotenziale im Bereich der Standortanpassung auf dem Weg zur boden- und klimaschonenden Logistik identifizieren können. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung eines City- Logistik-Konzeptes mit Pilotcharakter, welches Lösungswege für eine klimaneutrale Lieferung in Innenstädten aufzeigen soll.
Das Projekt „Ressourcenschutz durch Logistik Plus – Logist.Plus“ unter der Leitung der Universität Osnabrück läuft noch bis Januar 2025. Gefördert wird es durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Stadt.Land.Plus“.
Website des Projektes: www.logist-plus.de