Eichenprozessionsspinner

Der Befall durch den Eichenprozessionsspinner (EPS) verbreitete sich seit den extremen Sommern deutlich. Als Gründe für den Populationsschub kommt vor allem der Klimawandel mit seinen deutlich wärmeren und trockeneren Sommern sowie milderen Wintern in Betracht. Dieses Klima verbunden mit geringen Regenmengen in der Phase der Larvenentwicklung in den Monaten April und Mai begünstigen die Entwicklung der EPS in erheblichem Maße. Für die kommenden Jahre ist mit einem weiteren Befall zu rechnen.

Gefährlich sind die Haare des dritten Larvenstadiums (Mai/Juni), sie schützen die Raupen vor Fressfeinden. In diesen Gifthaaren befindet sich das Eiweißgift Thaumetopoein, das bei Menschen Allergien auslösen kann. Diese Allergien können mit Hautausschlag und im schlimmsten Fall mit Atemnot einhergehen. Dies setzt aber direkten Kontakt mit den Haaren voraus.
Die Haare können sich durch Luftströme über weite Strecken unkontrolliert verbreiten.

Der Osnabrücker ServiceBertrieb (OSB) kümmert sich um die Bäume, die auf städtischem Grund stehen. Besonders sensible Bereiche wie an Kindergärten, Schulen, Kinderspielplätzen und in Fußgängerzonen werden hoch priorisiert und die Bekämpfung kurzfristig eingeleitet. Andere Bereiche wie stark begangene Straßen, Wege und Plätze sowie Hauptwege auf Friedhöfen werden nachrangig bearbeitet bzw. es werden dort Warnschilder aufgestellt oder Bereiche abgesperrt. Auf Grund der Vielzahl von Befallsstandorten erfolgt eine Priorisierung, so dass der OSB sich in erster Linie auf die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners an Schulen, Kitas und Kinderspielplätzen etc. konzentrieren muss.

Grundsätzlich besteht keine Meldepflicht für Eichenprozessionsspinner in der Stadt Osnabrück. Bürgerinnen und Bürger können über das EreignisMeldeSystemOsnabrück EMSOS per App oder per Rechner den genauen Standort angeben. Der OSB wägt das Risiko ab und entscheidet, welche Nester entfernt werden müssen. Bitte haben Sie Verständnis, dass bei einem epidemischen Ausbruch nicht alle Nester entfernt werden, sondern nur die in besonders sensiblen und schützenswürdigen Bereichen.

Nach dem Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs haftet ein Waldbesitzer nicht für waldtypische Gefahren. Zu den waldtypischen Gefahren gehört auch der Befall von EPS. Demnach ist diese Gefahr dem allgemeinen Lebensrisiko zuzuordnen, also eine Gefahr mit der bei einem Waldbesuch gerechnet werden muss. Am Rubbenbruchsee wird der OSB an einzelnen, von Besuchern stark frequentierten Aufenthaltsbereichen, zusätzlich mechanische Bekämpfungsmaßnahmen durchführen.

Die mechanische Bekämpfung der EPS-Nester am Stamm und in der Baumkrone durch Absaugen erfolgt in der Regel in der Zeit zwischen Mai und August. Anschließend besteht die Möglichkeit, zusätzlich alte und verlassene Nester abzusaugen. Der OSB arbeitet bei der Bekämpfung mit Fachfirmen zusammen, die eine sachgerechte Beseitigung gewährleisten.

Ein vorbeugender Einsatz von Bioxiden zur punktuellen Reduzierung der Population von Eichenprozessionsspinnern wird in der Stadt Osnabrück aus naturschutzfachlichen Gründen nicht vorgenommen, da diese Mittel nicht selektiv nur auf den Eichenprozessionsspinner wirken.

Neuere Bekämpfungsstrategien wie die Heißschaumausbringung sind in der Erprobung und scheinen bei lokaler Anwendung im Stammbereich durchaus erfolgversprechend zu sein, sie bieten aber ausrüstungstechnisch keine Vorteile gegenüber dem Absaugverfahren und bergen außerdem die mögliche Gefahr der Rindenschädigung durch Hitze.

Die Population des Eichenprozessionsspinners kann grundsätzlich nicht vollständig durch Bekämpfungsmaßnahmen eingedämmt werden, sondern es spielen vielmehr entsprechend günstige Witterungseinflüsse wie vermehrt warme und regenarme Perioden bei der Verbreitung eine entscheidende Rolle.

Die Stadt Osnabrück hat 100 Nistkästen aufgehängt, die Blau- und Kohlmeisen anlocken sollen. Ein Meisenpärchen holt sich bis zu 50 Eichenprozessionsspinner am Tag. Allerdings fressen sie die Raupen nur, wenn diese ihre gefährlichen Brennhaare noch nicht ausgebildet haben, also in den ersten zwei Entwicklungsstadien (Mitte/Ende April bis Mitte/Ende Mai). Außerdem dürfen die Nistkästen nicht direkt in die Eichen gehängt werden. Denn auch die Meisen reagieren empfindlich auf die Brennhaare des EPS. Nistkästen alleine reichen nach bisherigen Erkenntnissen nicht aus, damit sich eine größere Meisenpopulation entwickelt. Zusätzlich sollen Blühstreifen auf geeigneten städtischen Flächen als Pollen- und Nektarquelle für Insekten angelegt werden.

Als Eigentümer stehen Sie in der Verantwortung für Ihren Baum und der Gefahr, die vom EPS ausgeht. Wenn Sie das Nest entfernen, bitten Sie eine Fachfirma um Hilfe. Baumpflegefirmen sind in der Regel in der Lage, die Arbeiten sachgerecht durchzuführen. Adressen finden Sie im Branchenbuch oder im Internet. Bitte legen Sie nicht selbst Hand an.

Im Stadtgebiet von Osnabrück konnte erstmalig 2018 ein geringfügiger Befall des Eichenprozessionsspinners an städtischen Bäumen festgestellt werden, insgesamt gab es im Jahr 2018 nur wenige Fälle, bei denen eine mechanische Bekämpfung des EPS durch Absaugen der Nester erfolgte. In den folgenden Jahren stieg die über  EMSOS  gemeldeten Eichenstandorte mit Befall in die Hunderte. Bei der Abarbeitung der Aufträge kam es aufgrund der Vielzahl an Einsätzen in der Region teilweise zu längeren Wartezeiten. Zur Bekämpfung hat der OSB eine zusätzliche Einsatzgruppe bestehend aus zwei Mitarbeitern der Baumpflege ausgebildet.

Wenn es möglich ist, sind befallene Bereiche unter Baumkronen zu meiden. Das lässt sich nicht immer verhindern. Dann sollte Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen getragen werden. Die Hosenbeine sind dabei unten zu schließen, damit keine Gifthaare von unten in die Hose gelangen. Empfindliche Hautbereiche wie zum Beispiel Nacken, Hals und Unterarme sind zu schützen.

Suchen Sie einen Arzt auf und sagen Sie, dass Sie wahrscheinlich in Kontakt mit Eichenprozessionsspinner gekommen sind.
Das Niedersächsische Gesundheits-Ministerium  hat dazu einen Flyer herausgegeben. Bestand Kontakt mit Brennhaaren, so sind Kleidung, Schuhe etc. auszuziehen und es ist darauf zu achten, dass Brennhaare nicht in den Wohnbereich gebracht werden. Kleidung möglichst bei mindestens 60° C waschen, kalt duschen und die Haare waschen, Augen mit lauwarmen Wasser und Mund mit kaltem Wasser reichlich spülen.
 

Hundebesitzer sollten darauf achten, dass ihre Vierbeiner nicht in Kontakt mit Nestern oder Gespinsten, die auf dem Boden liegen, kommen.